Reiseführer
Die Côte gehört zu den ältesten Kulturlandschaften in Europa. Sie bietet uns beides:
das azurblaueMeer, das einzigartige Licht und die Sonne – aber auch in ihrem unmittelbaren Hinterland
provençalische Landschaft und Vegetation und ein reichhaltiges Kulturangebot.
Strände, Golfplätze, Radfahren
Beginnen wir mit der „Côte“ als Sportregion. Schwimmen und Radfahren sind sicher zwei Highlights dieser Gegend.
Neben den berühmten Stränden der Croisette, des Prachtboulevards von Cannes, gibt es an der gesamten „Côte“ eine Vielzahl kleinerer und größerer Buchten, in denen Ruhe mehr gilt als das Gesehenwerden – auch sportliche Schwimmer kommen hier auf ihre Kosten.
Für unsere „amis cyclistes“ bieten vor allem die zahllosen kleinen Straßen im Hinterland reichlich Möglichkeit, den eigenen Fitnessstand zu überprüfen. Die ganz sportlichen unter ihnen wagen sich auf die Route Napoléon, die aus den Bergen kommend über das mit seiner Altstadt sehenswerten Grasse bis herunter nach Nizza führt und viele mitunter mühevolle Anstiege, aber auch rasante Abfahrten bietet.
„Ganz nebenbei“ ist die Côte d’Azur aber auch die Lieblingsregion aller Golfbegeisterten in Frankreich und darüber hinaus. Sowohl am Meer (Mandelieu, Cannes-Mougins, St. Raphaël, St. Tropez) als auch im direkten Hinterland (Valbonne, Fayence, Monaco, Taulane!) befinden sich zahllose Plätze, die zu den schönsten in Frankreich gezählt werden. Einer unserer Favoriten ist der Golf & Country-Club von Cannes-Mougins, auf dem über zwanzig Jahre lang die International Open von Frankreich ausgetragen wurden. In einem Umkreis von 20 bis 30 Autominuten von Mandelieu haben Sie die Auswahl aus einem runden Dutzend attraktiver Golfplätze.
Dörfer und Landschaften
Die sprichwörtlich pittoresken provençalischen Dörfer sind nicht nur charakteristisch für das Hinterland der Côte d’Azur – sie sind auch allgegenwärtig. Jeder denkt gleich an die weltberühmten Dörfer wie St. Paul-de-Vence, Mougins, Èze und zum Beispiel Cagnes-Villages, wo das Anwesen des Malers Auguste Renoir und insbesondere sein Atelier den Eindruck vermitteln, er habe erst gestern den Pinsel zur Seite gelegt. Vergessen wir aber nicht die zahllosen weniger bekannten Dörfer wie Cabris, La Tourette, Gassin – allesamt sogenannte „villages perchés“, die wie Adlerhorste an den höchsten Stellen der Hügelkette zwischen Nizza und St. Tropez als natürlicher Ausguck angelegt wurden, um die vom Meer herannahenden Piratenschiffe – eine Plage früherer Zeiten – so frühzeitig wie möglich erspähen zu können.
Alle diese Dörfer lohnen einen gezielten Ausflug, womöglich mit vorheriger Reservierung in einem der zahllosen Restaurants – vom provençalischen Bistrot bis hin zum Gourmetrestaurant. Und natürlich gilt dies auch für die Städte im meeresnahen Hinterland wie Grasse und Fayence, um nur zwei zu nennen. Das nebenstehende Foto zeigt die Terrasse und den Garten des berühmten Restaurants La Colombe d’Or, Place du Général de Gaulle in Saint-Paul-de-Vence, das weiter unten im Detail erwähnt wird.
Die pulsierende Großstadt Nizza mit ihrem mediterranen Ambiente (wussten Sie, dass Nizza noch vor 140 Jahren eine italienische Stadt war?) und auch den Küstenabschnitt zwischen Nizza und Monaco braucht man womöglich nicht mehr vorzustellen.
Wenn bei einem Ausflug auch einmal eine Übernachtung auswärts in Frage kommt, drängt sich ein Besuch der „eigentlichen“ Provence auf. Eine knappe Fahrstunde nördlich das absolut sehenswerte Aix-en-Provence, das über die Autobahn in einer Stunde zu erreichen ist, erreicht man Lourmarin, das Dorf von Albert Camus, der hier beerdigt ist – eines der klassischen Dörfer in diesem riesigen „Garten“ zwischen den nördlichen und südlichen Höhenzügen des Lubéron. Besuchen Sie die Orte mit den klingenden Namen – Bonnieux, Apt, Ménerbes (im Nachbardorf Lacoste die Ruine der Burg des Marquis de Sade), Roussillon, Isle-sur-la-Sorgue – und lassen Sie Gordes nicht aus, DEN Inbegriff eines provençalischen Dorfes. Wenige Minuten von Gordes entfernt, in einer tiefen Schlucht, das absolute Muss: die Zisterzienser-Abtei von Sénanques, umgeben von Lavendelfeldern, bei deren Anblick man den Gedanken an den häufigen Postkarten-Kitsch vergisst – für uns einer der magischsten Orte in ganz Frankreich.
Besichtigen Sie Kirche und Kloster (sehr gute Führungen), setzen Sie sich während der Vesper in die hinteren Reihen und hören einfach entspannt den Mönchen zu und stöbern Sie nachher in dem ungewöhnlich gut sortierten Shop. Diese Abtei ist übrigens ein Priorat der Abtei St. Honorat – neben St. Marguerite die zweite der Isles de Lérins in der Bucht von Cannes. Von hier brach der Heilige St. Patrick auf, um Irland zu missionieren. Zum Dank wurde die Kathedrale von Dublin nach ihm benannt.
Die Inseln werden im Übrigen sowohl von Cannes als auch von Mandelieu und Théoule aus in 15 bis 20 Minuten per Boot erreicht – ein lohnenswerter Ausflug, bei dem der Badeanzug nicht vergessen werden sollte. Auf Sainte-Marguerite, der größeren der zwei Inseln, besichtigen Sie das durch Kardinal Richelieu erbaute Fort Royal, das nach Umbauten durch den Militärarchitekten Vauban heute Fort Vauban heißt. Hier saß von 1687 bis 1698 der durch Alexandre Dumas bekannt gewordene, mysteriöse Mann mit der eisernen Maske ein, der Spekulationen zufolge der verleugnete Zwillingsbruder des Königs Ludwig XIV gewesen sein soll, was bis heute nicht aufgeklärt ist.
Abschließend noch ein Klassiker, der bei vielen Côte-Besuchern ganz oben steht und auch in einem Tag gut zu schaffen ist. St. Tropez, das früher ganz einfache, traumhaft gelegene Fischerdorf, ist in einer guten Stunde über die Autobahn zu erreichen. Man „nimmt“ seinen Café bei Sénéquier am Hafen, bummelt durch die malerischen Gassen hinauf zur Zitadelle und genießt von dort einen atemberaubenden Fernblick. Achtung: Im Sommer kann die Fahrt über die Halbinsel von Gassin nach St.Tropez recht lange dauern.
Auf halbem Weg nach St. Tropez, wenige Minuten nördlich der Autobahn, die perfekte Überleitung zum Kapitel „Côte und Kultur“: Ist der Weg nach Sénanques ein wenig weit, dann besuchen Sie die Abbaye du Thoronet, neben Silvacane und Sénanques eine der „drei provençalischen Schwestern“. Mit ein wenig Glück hören Sie in der Kirche mit ihrer einzigartigen Akoustik Kostproben zisterziensischer Gesänge.
Ziele für Kulturliebhaber
Die Côte d’Azur hat mit ihrem intensiven Licht und ihren unvergleichlichen Farben seit dem 19. Jh. zahlreiche Künstler magisch angezogen. Die einzigartige Landschaft, ihre Lavendelfelder, Olivenhaine und Bergdörfer boten Malern wie Cézanne, Renoir, Cocteau, Picasso, Matisse und Chagall eine Fülle von Motiven, inspirierte sie und bewog viele, dort ihr Leben zu verbringen. Mediterrane Küstenlandschaften und die schneebedeckten Berge der Seealpen im Hinterland bildeten die Kulisse ihrer Werke.
Nicht weit von hier bietet sich ein Besuch des Musée National Marc Chagall an: Wichtigstes Exponat ist die „Biblische Botschaft“ – Chagall hat diesen Zyklus eigens für dieses Museum geschaffen. Darüber hinaus bietet das Museum einen umfassenden Überblick über das gesamte Werk von Marc Chagall.
Für einen Besuch von Vence bedarf es nur eines kleinen Schlenkers nördlich der Autobahn. Erleben Sie hier mit der Rosenkranzkapelle das Hauptwerk von Henri Matisse.
Im benachbarten St. Paul-de-Vence lebte Chagall 20 Jahre lang, und hier ist er auch begraben. Ein Highlight von St. Paul ist sicher das Restaurant La Colombe d’Or – trauen Sie sich hinein und bewundern Sie die zahlreichen Originalgemälde, mit denen die vielen als Stammgäste bekannten Künstler wie Picasso, Chagall und Léger einfach ihre Rechnungen bezahlten.
Einen Steinwurf von St. Paul entfernt erwartet Sie die Fondation Maeght, die weltbekannte, durch das belgische Industriellenpaar gleichen Namens begründete Begegnungsstätte für moderne Kunst mit Werken von Picasso, Miro, Chagall, Bonnard und vielen anderen herausragenden Künstlern.
Schon der Standort in einem sonnendurchfluteten Wald ist ein absolutes Muss.
Ein kleines Juwel der besonderen Art, als wäre es aus der Zeit gefallen, erwartet Sie in Cannes – direkt am Meer und mitten zwischen den Prachthotels der Croisette: Das Centre d’Art La Malmaison, ein Schlösschen, in dem immer wieder Wanderaustellungen mit Werken berühmter, oft durch die Côte d’Azur inspirierter Künstler gezeigt werden, zuletzt z. B. Miró und César oder auch Matisse und Picasso.
Ist Ihr Hunger auf Kunst noch nicht gestillt, so besuchen Sie auf der Rückfahrt noch in Le Cannet, wenige Minuten nördlich von Cannes, das Musée Bonnard. Es war das erste, nur dem für die Kunst des 18. und 19. Jahrhunderts emblematischen Pierre Bonnard gewidmete Museum überhaupt. Er lebte ab 1926 zwanzig Jahre lang in Biot. Gezeigt werden viele mediterrane Landschaften des Künstlers sowie seine Zeichnungen und Skulpturen, aber auch eine bedeutende Lithographie von Toulouse-Lautrec, die „Affiche pour La Revue blanche“.
Aber – Sie können ja auch wiederkommen, denn von Mandelieu aus sind es nur etwa zwanzig Minuten. Und in unmittelbarer Umgebung kann es gleich weiter gehen: so zum Beispiel in Biot, dem Ort der weltbekannten (auf beeindruckende Art und Weise zu besichtigenden) Glasbläserei mit ihrem einzigartigen „verre de Biot“.
Ebenfalls in Biot befindet sich das Musée National Fernand Léger, weltweit das einzige nur diesem großen Künstler der Klassischen Moderne gewidmete Museum. Vom Impressionismus bis zum Kubismus sehen Sie hier eine umfassende Sammlung seiner Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Töpferarbeiten.
Das Musée National Marc Chagall im benachbarten Vallauris zeigt auf über 900 qm mit annähernd 800 Exponaten die weltweit größte Sammlung öffentlich zugänglicher Werke des Künstlers. Zu sehen sind im Auditorium auch seine drei großen Glasmalereien („La Création du monde“) sowie der 17-teilige Gemäldezyklus mit Genese, Exodus und dem Hohelied Salomos („Cantique des Cantiques“).
Es ist uns bewusst, das in dem vorliegenden Rahmen bestenfalls eine Auswahl der zahllosen attraktiven Ziele geboten werden kann, welche in dieser Region einen Besuch lohnen – und eine notwendiger Weise subjektive Auswahl außerdem. Wir werden uns bemühen, diese Auswahl nach und nach zu ergänzen und zu erweitern. Dabei sind wir unseren Gästen durchaus dankbar für ihre Anregungen und Beobachtungen. Lassen Sie uns bitte wissen, welche „sights“ wir Ihrer Ansicht nach in unsere Sammlung aufnehmen sollten.
Ihr Gastgeber Jürgen Stähle wünscht Ihnen einen wunderbaren, sonnigen und erlebnisreichen Aufenthalt an der Côte d’Azur und in ihrem Hinterland, an ihren hier glamourösen und dort verschwiegenen Stränden und in ihren beeindruckenden Burgen, Festungen und Schlössern.
Dabei hätten wir um ein Haar das „Château de la Napoule“ vergessen. Im Ortsteil La Napoule und damit vor Ihrer Haustür, direkt am Meer, befindet sich dieser Festungsbau aus dem 14. Jahrhundert, den Sie schon wegen des wunderschönen Gartens und des dort eingerichteten Kulturzentrums unbedingt kennenlernen sollten.